Quereinstieg

Neben der Studienplatzklage kann der sog. Quereinstieg ein alternativer Weg zum Wunschstudium sein. Als Quereinstieg bezeichnet man in diesem Fall das Immatrikulieren in einen verwandten oder sogar inhaltlich völlig verschiedenen Studiengang, ohne dort ernsthaft einen Abschluss anzustreben. Beliebte Fächer sind dabei vorwiegend NC-freie Fächer, da dort eine Immatrikulation besonders einfach ist und die Einschreibefrist meist erst im September (von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich!) endet.

In der Praxis heißt das, man ist z.B. in Evangelischer Theologie immatrikuliert, besucht aber real die Lehrveranstaltungen der BWL. Beide Fachrichtungen eint ja der Glaube an eine höhere Macht. Bei der Theologie ist es der Glaube an einen allmächtigen Gott, bei BWL der Glaube an einen allmächtigen Markt. Man erlangt also Studien- und Prüfungsleistungen in der BWL. Mit diesen Leistungen bewirbt man sich das nächste Mal auf ein höheres Fachsemester. Das macht man so lange, bis man den gewünschten Studiengang hat oder die Hoffnung verliert und doch etwas anderes studiert bzw. das Studium abbricht.

Probleme über Probleme

Ganz einfach ist der Quereinstiegs nicht. Funktionierte er noch bis zur Einführung von BA/MA halbwegs unproblematisch, gibt es mittlerweile viele Hürden, sodass man es sich zweimal überlegen sollte, ob man diesen Weg beschreitet. Wir haben die größten Probleme aufgelistet:

Höheres Fachsemester – leichtere Immatrikulation?

Das kann man nicht sagen. Niemand weiß bei der Immatrikulation, wie die Bewerber_innenlage im höheren Fachsemester in ein, zwei oder gar vier Semestern aussieht.

Weiterhin ist es eine Besonderheit des Kapazitätsrechts, dass nicht automatisch durch jede Person, die vom Studium abspringt, auch ein Studienplatz frei wird. Die Hochschulen rechnen mit einer gewissen Schwundquote und immatrikulieren automatisch mehr Bewerber_innen.

Bei einer Bewerbung zum höheren Fachsemester ist man in der Rangfolge, nach der Zulassungen erteilt werden, automatisch an letzter Position. Das heißt, es werden erst alle Bewerber_innen zum Studium zugelassen, die das gleiche Fach an einer anderen Hochschule studieren (sog. „Ortswechsler_innen“). Sollten dann Studienplätze übrig sein, wird eine Rangfolge unter den Studiengangswechsler_innen gebildet.

Man wettet bei einem Quereinstieg also darauf, dass überproportional viele das Studium wieder aufgeben und (!) sich in dem besagten Semester dann auch noch so wenige bewerben, dass man selbst als Rangfolgenletzte_r zum Zug kommt.

BAföG

Für Menschen, die auf den Bezug von BAföG angewiesen sind, ist der Quereinstieg in der Regel nichts. Beim BAföG kann man nur bis zum Ende des dritten Fachsemesters unproblematisch wechseln. Wer danach wechselt, verliert meist den Anspruch auf Förderung des neuen Studiengangs. Folglich hat man nur drei Semester Zeit auf das eigentlich gewünschte Fach umzusatteln. Beim Master gibt es übrigens keine „Orientierungsphase“. Der Anspruch ist verloren, wenn man wechselt.

Wartesemester

Während man auf sein eigentliches Studium wartet, ist man trotzdem immatrikuliert.Dadurch verliert man alle Wartesemester bzw. kann keine aufbauen.

Elektronische Studienverwaltungssysteme

Weitere Probleme bereitet das elektronische System zur Prüfungsanmeldung, welches mittlerweile an jeder Hochschule implementiert ist. Es lässt einen einfach nicht in die Kurse, weil man für ein anderes Studienfach immatrikuliert ist. Das ist zwar rechtlich nicht haltbar, zwingt der Person aber ewig viele Rennereien auf. Natürlich hat das auch sein Gutes. Irgendwann ist man mit dem_der Prüfungsausschussvorsitzenden auf Du und Du und beim Verwaltungsgericht bekommt man eine eigene Kaffeetasse, weil man Stammgast ist.

Alles in allem lässt sich also sagen, dass der Weg des Quereinstiegs für verwandte Fächer durchaus ein gangbarer Weg ist, da es Kursüberschneidungen gibt bzw. Studienleistungen leichter angerechnenbar sind. Alle anderen sollten sich zweimal überlegen, ob ein Quereinstieg das Richtige ist.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.